Diabetes mellitus Typ 1 wird auch als juveniler („jugendlicher“) Diabetes mellitus bezeichnet, weil er meist im Kindes- und Jugendalter auftritt. Die meisten der Betroffenen erkranken zwischen dem sechsten und 15. Lebensjahr. Es ist aber auch möglich, dass Diabetes mellitus Typ 1 im Erwachsenenalter oder bei älteren Menschen auftritt. Diesen später auftretenden Diabetes nennt man auch LADA-Diabetes. LADA steht für Latent Autoimmune Diabetes in Adults. Dies ist also ein durch eine Autoimmunreaktion verursachter Diabetes mellitus Typ 1, der Erwachsene betrifft. Es gibt mehr als sechs Millionen Menschen mit Diabetes in Deutschland; von diesen haben rund fünf bis zehn Prozent Typ-1-Diabetes. Die Krankheit ist unter Kindern relativ häufig: Etwa 0,3 Prozent aller Kinder haben Diabetes mellitus Typ 1.
Bei Diabetes Typ 1 handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung. Das bedeutet, dass das körpereigene Abwehrsystem dafür verantwortlich ist. Normalerweise ist es dessen Aufgabe, Fremdstoffe und Krankheitserreger, die den Körper befallen, unschädlich zu machen. Bei Typ-1-Diabetes richtet es sich aber gegen körpereigenes Gewebe, genauer gegen die insulinherstellenden Zellen der Bauchspeicheldrüse. Aufgrund dessen wird der Körper nicht mehr ausreichend mit Insulin versorgt. Es entsteht ein absoluter Insulinmangel.
Das Hormon Insulin sorgt dafür, dass der Zucker (Glukose), der über die Nahrung aufgenommen wird, aus dem Blut in die Körperzellen gelangt. Ist nicht genügend Insulin vorhanden, wird der Zucker, der im Blut ist, nicht mehr in die Zellen des Organismus transportiert, um dort als Energiequelle zu dienen. Somit verbleibt zunehmend Glukose im Blut und der Blutzuckerspiegel steigt an.
Die Forscher Frederick Grant Banting und Charles Herbert Best aus Kanada führten 1921 Versuche mit Hunden durch, die Diabetes hatten. Dabei entdeckten sie, dass ein Extrakt aus der Bauchspeicheldrüse sich senkend auf den Blutzucker auswirkt. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste man nichts von dem Hormon Insulin. Schon ein Jahr später, also im Jahr 1922, wurde dem ersten Patienten, einem 13-jährigen Jungen mit Diabetes, ein Insulinextrakt verabreicht und damit der Blutzuckerspiegel gebessert.
Das Hauptproblem bei dieser Diabetesform ist der absolute Insulinmangel. Daher ist eine gute Einstellung des Blutzuckers mithilfe von Insulingaben enorm wichtig. Die Einstellung sollte durch einen Internisten mit Schwerpunkt Endokrinologie und Diabetologie oder mit einer Fachausbildung in Diabetologie erfolgen. Menschen mit Diabetes mellitus Typ 1 müssen mehrmals am Tag Insulin spritzen. Dafür können sie z. B. einen Insulinpen verwenden. In einigen Fällen, z. B. bei kleinen Kindern, ist unter Umständen auch eine Insulinpumpe eine Option. Die Insulinpumpe gibt über den Tag verteilt kleine Mengen Insulin ab, das sogenannte Basalinsulin. Zu den Mahlzeiten kann der Betroffene zusätzlich benötigtes Insulin, das sogenannte Bolusinsulin, per Knopfdruck abgegeben. Durch eine gewissenhafte Therapie und regelmäßiges Blutzuckermessen steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Blutzuckerwerte im Normbereich gehalten und Folgeerkrankungen verzögert werden können.
Fedor Singer